Erbe
der Natur – Schätze der Menschheit
Die
26 neuen UNESCO-Welterbestätten
Von
Kurt Schlünkes
Das Welterbekomitee der UNESCO hat auf seiner 38.
Tagung im Juni 2014 in Doha, Katar, 26 Stätten neu in
die Liste des Welterbes aufgenommen. Dazu zählen das
Okavangodelta in Botsuana, die Akropolis von Pergamon
in der Türkei und die Anden-Hauptstraßen der Inkas,
die sich über sechs lateinamerikanische Länder erstrecken.
Erstmals ist Myanmar mit den antiken Städten der Pyu
in der Welterbeliste vertreten.
Naturerbe
Botsuana:
Das Okavangodelta im Nordwesten von Botsuana
ist eines der sehr wenigen Flussdelta-Systeme, das nicht
am Meer liegt. Der Okavango, mit über 1.500 Kilometern
der drittlängste Fluss im südlichen Afrika, mündet in
ein riesiges Binnendelta inmitten der Kalahari. Durch
das Zusammenspiel von klimatischen, geomorphologischen,
hydrologischen und biologischen Prozessen unterliegt
das Gebiet einem kontinuierlichen Wandel. Tiere haben
ihre Lebenszyklen an diesen Wandel angepasst. Wenn im
Umland Trockenzeit herrscht, erreicht der Wasserstand
im Okavangodelta seinen Höhepunkt. Große Herden von
Elefanten, Büffeln, Antilopen und Zebras wandern dann
ins Flussdelta. Das kristallklare Wasser des Okavango
ist lebenswichtig für eine extrem artenreiche Tierwelt.
Viele gefährdete Säugetierarten, darunter weiße und
schwarze Nashörner, Geparden und andere Raubkatzen leben
in diesem Gebiet. Das Delta mit seinen Lagunen, Sümpfen
und Auwäldern ist mit über 20.000 Quadratkilometern
eines der größten und tierreichsten Feuchtgebiete Afrikas
und ein wichtiges Schutzgebiet für weltweit bedrohte
Vogelarten.
Dänemark:
Stevns Klint ist eine Pilgerstätte für Geologen.
Es ist einer der wenigen Orte weltweit, an dem Spuren
eines gewaltigen Meteoriteneinschlags zu finden sind,
der vor circa 67 Millionen Jahren zu einer der größten
Katastrophen der Erdgeschichte führte. Die Klippen der
Halbinsel Stevns an Dänemarks Ostseeküste bergen eines
der seltenen Vorkommen, wo Ablagerungen aus zwei geologischen
Erdzeitaltern, der Kreidezeit und dem Tertiär, übereinander
lagern. Gesteinsproben aus Stevns Klint führten den
Physiknobelpreisträger Luis Walter Alvarez und seinen
Sohn, den Geologen Walter Alvarez, 1980 zu der sogenannten
Impakt-Theorie. Untersuchungen ergaben, dass die Gesteinsschicht
an der Kreide-Tertiär-Grenze eine außerordentlich hohe
Konzentration von Iridium aufwies, eines Elements, das
für Asteroiden typisch ist, auf der Erde jedoch selten
vorkommt. Die Iridium-Anomalie führten die Wissenschaftler
auf den Einschlag eines großen Asteroiden zurück. Dieser
Asteroideneinschlag war der Impakt-Theorie zufolge die
Ursache für das Aussterben der Dinosaurier am Ende des
Kreidezeitalters. Auslöser der Iridium-Anomalie war
nach heutigen Kenntnissen der Einschlag des Meteoriten
Chicxulub im Norden der Halbinsel Yucatán in Mexiko.
Der Impakt führte zu dramatischen Klimaveränderungen
und zum Aussterben von 75 Prozent aller Tierarten. Für
Fossilien aus der Kreidezeit ist Stevns Klint ein reicher
Fundort. Unter anderem wurden Spuren von Haien und Krokodilen
gefunden, die vor 70 Millionen Jahren hier lebten.
Indien:
Der Große Himalaya-Nationalpark gilt als
ein "Hotspot der Biodiversität". Er liegt im westlichen
Teil des Himalaya-Gebirges im nordindischen Bundesstaat
Himachal Pradesh. Der Nationalpark schützt eine unberührte
alpine Landschaft und den Lebensraum zahlreicher weltweit
bedrohter Säugetier- und Vogelarten. Das Schutzgebiet
umfasst 25 verschiedene Waldtypen – ein Mosaik von Monsunwäldern,
Laub- und Nadelwaldtypen – mit einem außergewöhnlichen
Reichtum an Pflanzen, darunter seltene Flechten- und
Moosarten und eine große Anzahl von Heilpflanzen. Die
Gletscher des Himalaya haben wichtige Bedeutung für
die Wasserversorgung. Im Himalaya liegen die Quellen
mehrerer großer Flusssysteme Südasiens. Zudem bildet
das Gebirge eine Barriere für die von Süden kommenden
Monsunwinde, die den indischen Subkontinent mit Regen
versorgen.
Philippinen:
Das Wildschutzgebiet Mount Hamiguitan im Küstengebirge
der Halbinsel Pujada ist Teil des Biosphären-Korridors
auf dem Mindanao-Archipel. Der Korridor verbindet Naturschutzgebiete,
in denen eine hohe Zahl seltener und endemischer Tier-
und Pflanzenarten beheimatet ist und die daher eine
besondere Bedeutung für die Erhaltung der biologischen
Vielfalt haben. Der Mount Hamiguitan ist eines der wichtigsten
Rückzugsgebiete für den Philippinen-Adler, der akut
vom Aussterben bedroht ist. Viele weitere gefährdete
Vogel- und Primatenarten leben hier, wie der Philippinische
Kakadu und der Koboldmaki. Vor allem in den Bergwäldern
des Hamiguitan dominieren endemische Arten: Einzigartig
sind der tropische Zwergbaumwald und seltene Arten von
fleischfressenden Kannenpflanzen, die nur im Hochland
von Mindanao zu finden sind. Durch die geografische
Isolation des Inselarchipels konnte sich hier ein außergewöhnlicher
Artenreichtum entwickeln.
Drei
Naturerbestätten wurden erweitert: Der Nationalpark
Belovezhskaya Pushcha / Bialowieza im Grenzgebiet
zwischen Belarus und Polen wurde auf polnischer Seite
um eine Fläche von über 50.000 Hektar erweitert. Die
Gesamtfläche des als Weltnaturerbe ausgewiesenen Gebiets
beträgt nun rund 140.000 Hektar. Die Erweiterung des
Nationalparks soll einen besseren Schutz des einzigartigen
Tiefland-Urwalds gewährleisten.
Die
Karstlandschaft in Südchina, eine der spektakulärsten
und unversehrtesten subtropischen Karstlandschaften
der Welt, wurde ebenfalls großflächig erweitert auf
insgesamt über 175.000 Hektar.
Für
den Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer zeichnen
nun drei Länder gemeinsam verantwortlich: Das Welterbekomitee
hat dem Antrag Deutschlands, Dänemarks und der Niederlande
auf Erweiterung des grenzüberschreitenden Naturerbes
zugestimmt. Zum UNESCO-Welterbe zählen damit auch das
dänische Wattenmeer-Naturschutzgebiet und zusätzliche
Offshore-Gebiete im Nationalpark Niedersächsisches
Wattenmeer. Das Wattenmeer ist eines der weltweit
größten gezeitenabhängigen Feuchtgebiete mit einer außergewöhnlichen
Artenvielfalt. Alljährlich rasten hier zehn bis zwölf
Millionen Zugvögel.
Kulturerbe
Qhapaq
Ñan – die Anden-Hauptstraße der Inkas erstreckt
sich über sechs lateinamerikanische Länder: Argentinien,
Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru. Qhapaq
Ñan verband die Königsstädte der Inkas und war die Hauptstraße
eines 30.000 Kilometer langen Straßennetzes, das die
Infrastruktur für Kommunikation, Handel und die politische
Kontrolle des Inkareichs schaffte. Das Straßensystem
in einem der weltweit extremsten geografischen Terrains
veranschaulicht die außergewöhnlichen technischen und
architektonischen Errungenschaften der Inkakultur. Für
die Welterbeliste wurden Teilbereiche des Straßensystems
und 273 damit verbundene archäologische Stätten ausgewählt,
darunter Überreste von Lagerhäusern, Wohnsiedlungen,
Verteidigungsanlagen und Stätten von religiöser Bedeutung.
Mit
den Routen der Seidenstraße im Tian Shan-Gebirge
in China, Kasachstan und Kirgisistan wurde eine
weitere grenzüberschreitende Stätte als Weltkulturerbe
anerkannt. Die Seidenstraße war vom 2. Jahrhundert vor
Christus bis ins 16. Jahrhundert ein bedeutender Handelsweg.
Mit dem Handel verbreiteten sich auch wissenschaftliche
Erkenntnisse, technologische Innovationen, kulturelle
Praktiken und religiöse Überzeugungen. Die Seidenstraße
hatte somit eine weitreichende Bedeutung für den interkulturellen
Austausch.
Aus
China wurde außerdem der Kaiserkanal in
die UNESCO-Liste aufgenommen. Teilabschnitte des Kanals
entstanden bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. In mehreren
Bauphasen zwischen dem 7. und 13. Jahrhundert wurde
der Kaiserkanal zur weltweit längsten künstlichen Wasserstraße
ausgebaut. Mit einer Länge von über 2.000 Kilometern
verband er die Hauptstadt Peking im Norden Chinas mit
der Provinz Zhejiang im Süden an der Küste zum Ostchinesischen
Meer und verknüpfte die fünf wichtigsten Flusseinzugsgebiete
des Landes. Der Große Kanal bildete das Rückgrat des
Transportsystems, um die Industrie mit Rohstoffen und
die Bevölkerung mit Reis und Getreide zu versorgen.
Costa
Rica: Die Präkolumbianischen Siedlungen und Steinkugeln
der Diquis sind einzigartige archäologische Zeugnisse
aus vorspanischer Zeit zwischen 500 und 1.500 Jahren
n. Chr. und veranschaulichen die kulturellen und künstlerischen
Traditionen der indigenen Gesellschaften. Erhalten sind
Überreste von Siedlungen, Grabstätten und eine Sammlung
von außergewöhnlichen Steinkugeln. Die größten der perfekt
geschliffenen Steinkugeln haben einen Durchmesser von
über 2,5 Meter. Die Bedeutung und die Herstellungsweise
der Steinkugeln gibt Forschern bis heute ein Rätsel
auf.
Aus
Deutschland wurden das Karolingische Westwerk
und die Civitas Corvey in die Welterbeliste aufgenommen.
Das Westwerk ist das einzige noch erhaltene Zeugnis
der karolingischen Architektur aus dem frühen Mittelalter.
Das im Jahr 822 von Ludwig dem Frommen gegründete Benediktinerkloster
Corvey war ein geistiges und religiöses Zentrum im damaligen
Frankenreich und gehörte mit seiner Schule und Bibliothek
zu den wichtigsten Vermittlern der christlichen Kultur.
Frankreich:
Die Chauvet-Grotte bei Vallon-Pont-d'Arc an der Ardèche
birgt außergewöhnliche Zeugnisse der prähistorischen
Kunst. 1994 entdeckte der Forscher Jean-Marie Chauvet
in der Höhle über 30.000 Jahre alte Zeichnungen mit
Tiermotiven und symbolischen Darstellungen. Die Wandbilder
gehören zu den frühesten und am besten erhaltenen Höhlenmalereien
der Welt. Über 1.000 Bilder wurden bisher inventarisiert.
Neben den Malereien wurden in der Höhle Überreste von
prähistorischen Tieren und eine Vielzahl von menschlichen
Fußspuren gefunden.
Zum
Weltkulturerbe Indiens zählt nun auch der Rani
Ki Vav (Stufenbrunnen der Königin) in Patan im Bundesstaat
Gujarat. Im 11. Jahrhundert ließ die Königin den prachtvollen
Brunnen zum Gedenken an ihren Ehemann erbauen. Die Stufen
des Brunnens führen durch mehrere Säulenpavillons, die
reich verziert sind mit kunstvollen Skulpturen und Reliefs
mit religiösen und mythologischen Motiven, die die Heiligkeit
des Wassers preisen. Der Rani Ki Vav gilt als Meisterwerk
der sakralen indischen Brunnenarchitektur.
Irak:
Die Zitadelle von Erbil thront auf einem künstlich
angelegten, 32 Meter hohen Erdwall über der Stadt. Ihre
Lage auf einem steil abfallenden Berghang und ihre mächtigen
Mauern vermitteln den Eindruck einer uneinnehmbaren
Festung. Ihre heutige Form geht auf die osmanische Zeit
zurück, doch die Geschichte der Zitadelle reicht bis
ins 5. Jahrtausend vor Christus. Bei Ausgrabungen fand
man die Überreste mehrerer früherer Siedlungen. Archäologische
Untersuchungen legen nahe, dass die Zitadelle mehrfach
zerstört und auf den Ruinen an gleicher Stelle wiedererrichtet
wurde. Die ältesten Funde werden auf mindestens 7.000
Jahre geschätzt. Damit ist Erbil, die heutige Hauptstadt
der autonomen Region Kurdistan im Nordirak, eine der
am längsten kontinuierlich besiedelten Stätten der Menschheit.
Iran:
Die Ruinen von Shar-i Sokhta ("Die verbrannte Stadt")
zeugen von der Entwicklung einer bronzezeitlichen
Handelsstadt. Um 3.200 v. Chr. gegründet, wurde die
Stadt mehrfach durch Feuer verwüstet und wiederaufgebaut.
Anhand von Ausgrabungen lassen sich Siedlungsstrukturen
aus vier Bauperioden nachweisen. Bis 1.800 v. Chr. dehnte
sich die Stadt immer weiter aus und entwickelte sich
zu einer wohlhabenden Handelsmetropole. Zu den bedeutendsten
Funden zählen Überreste von großen städtischen Wohnsiedlungen,
Werkstätten, eines Friedhofs und einzigartige Artefakte,
darunter Werkzeuge, Siegel, Perlenschmuck und Kunstgegenstände
aus Keramik und Alabaster, die auf weitreichende Handelsbeziehungen
hinweisen.
Aus
Israel wurden die Grabhöhlen in Marescha und
Bet Guvrin in die Welterbeliste aufgenommen. Unterhalb
der beiden Zwillingsstädte befindet sich ein unterirdisches
System aus künstlich angelegten Höhlen und Kammern,
die Menschen früherer Jahrtausende in den Kalksteinfels
gegraben haben. Ehemalige Steinbrüche wurden mit unterschiedlichen
Baumethoden in Höhlen zur landwirtschaftlichen und handwerklichen
Nutzung umgewandelt. Die Kammern erfüllten verschiedene
Zwecke als Lagerräume, Ställe, Taubenschläge oder Ölpressen.
Einige Höhlen wurden als unterirdische Zisternen und
Bäder genutzt, andere dienten als Grabkammern und Kultstätten
oder als Verstecke in unruhigen Zeiten. Die Höhlen sind
durch ein weit verzweigtes Gängesystem verbunden. So
entstand eine "Stadt unter der Stadt".
Italien:
Die Weinanbaugebiete im Piemont: Langhe, Roero
und Monferrato illustrieren das gesamte Spektrum
der technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im
Zusammenhang mit der Weinherstellung, die die Region
seit Jahrhunderten geprägt hat. Die Weinkultur des Piemont
wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern begründet.
Später intensivierten die Römer den Weinanbau in der
Region. Plinius der Ältere erwähnt die Region Piemont
als "eine der vorzüglichsten Weinanbaugebiete im Römischen
Reich". Im Zentrum der Kulturlandschaft befindet sich
die Burg Grinzane Cavour, die emblematisch für die piemontesische
Weintradition steht. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert
errichtet und beherbergt heute ein önologisches Museum.
Japan:
Die Seidenspinnerei in Tomioka wurde 1872 in
der Präfektur Gunma gegründet. Es war die erste Fabrik
in Japan, die eine moderne Massenproduktion von Seide
ermöglichte. Mit dem Ziel, ein weltweit führender Exporteur
von Rohseide zu werden, baute die japanische Regierung
in Tomioka eine Modellfabrik nach westlichem Vorbild
auf. Das technische Know-how und die Maschinen für die
Fabrik wurden aus Frankreich importiert. Tomioka ist
ein frühes Beispiel für erfolgreichen Technologietransfer,
damit begann in Japan Ende des 19. Jahrhunderts eine
neue Phase der Industrialisierung. Die Fabrik in Tomioka
ist ein authentisches Zeugnis für die moderne Entwicklung
der japanischen Seidenindustrie. Das Ensemble umfasst
das historische Fabrikgebäude, verschiedene Produktionsstätten
der Seidenraupenzucht und zwei Schulen, in denen die
Arbeiterinnen angelernt wurden. Der gesamte Prozess
der industriellen Seidenherstellung wird in Tomioka
anschaulich.
Republik
Korea: Die Bergfestung Namhansanseong wurde
als militärischer Stützpunkt der Joseon-Dynastie (1392-1910)
auf dem Berg Namhansan, 25 Kilometer südöstlich von
Seoul, errichtet. Erbaut und verteidigt von buddhistischen
Mönchsoldaten sollte die Festung 4.000 Menschen Schutz
bieten und wichtige Militärfunktionen erfüllen. Die
Ursprünge der Festung reichen bis ins 7. Jahrhundert
zurück, später wurde die Festungsanlage in Erwartung
eines Angriffs der chinesisch-mandschurischen Qing-Dynastie
mehrmals umgebaut. Der größte Teil der heutigen Festung
stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die Festungsanlage
verkörpert eine Synthese der verschiedenen Konstruktionstechniken,
die vom 7. bis 17. Jahrhundert in der Militärarchitektur
verwendet wurden.
Als
erste Welterbestätte in Myanmar wurden die historischen
Städte der Pyu in die UNESCO-Liste aufgenommen.
Die drei antiken Städte Halin, Beikthano und Sri Ksetra
spiegeln das Erbe des Pyu-Königreichs, das mehr als
tausend Jahre lang – von 200 v. Chr. bis 900 n. Chr.
– Bestand hatte. Das Volk der Pyu war eine der ersten
Hochkulturen in Südostasien. Die Ruinen der Städte sind
erst teilweise freigelegt. Bei den Ausgrabungen fanden
Archäologen unter anderem Überreste eines Palastes und
riesige buddhistische Stupas.
Niederlande:
Die Van-Nelle-Fabrik nordwestlich von Rotterdam
gilt als "eine Ikone der Industriearchitektur des 20.
Jahrhunderts". Erbaut wurde sie in den 1920er Jahren
im Stil der Moderne mit Fassaden aus Stahl und Glas.
Dem Konzept einer "idealen Fabrik" folgend, sollte die
Architektur der Fabrikanlage durch großflächige Glasfronten
Luft und Raum für zeitgemäße Arbeitsbereiche schaffen.
Palästina:
Die Kulturlandschaft von Süd-Jerusalem, Battir,
ist als das "Land der Oliven und des Weins" bekannt.
Die bäuerlichen Traditionen haben die Landschaft mit
ihren charakteristischen Terrassenfeldern und einem
Jahrhunderte alten Bewässerungssystem geprägt. Das Dorf
Battir, ein paar Kilometer südwestlich von Jerusalem
in der Bergregion zwischen Nablus und Hebron gelegen,
ist eines der wenigen Dörfer in Palästina, wo die typische
Terrassenlandwirtschaft der Region heute noch lebendig
ist. Doch die Authentizität der Kulturlandschaft ist
gefährdet. Gleichzeitig mit der Einschreibung in die
Welterbeliste erfolgte der Eintrag in die "Liste des
bedrohten Welterbes". Grund ist der von Israel geplante
Bau einer Sperranlage in Battir. Die Sperranlage würde
die Bauern von ihren Feldern abschneiden und die alte
Kulturlandschaft zerstören.
Russland:
Das Historische Zentrum und die archäologischen
Stätten von Bolgar sind ein Pilgerort tatarischer
Muslime. Die Stadt Bolgar am Zusammenfluss von Wolga
und Kama war einst ein islamisches Zentrum in Russland
und gehörte zum Reich der muslimischen Wolgabulgaren,
das vom 7. bis 15. Jahrhundert existierte. Im 13. Jahrhundert
wurde Bolgar die erste Hauptstadt und religiöser Mittelpunkt
des Khanats der Goldenen Horde. Muslimische Baudenkmäler
aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind als Zeugnisse der
tatarischen Vergangenheit der Stadt bis heute fast unversehrt
erhalten geblieben.
Saudi-Arabien:
Die Altstadt von Dschidda gilt als das "Tor nach
Mekka". Dschidda, an der Ostküste des Roten Meeres gelegen,
war seit dem 7. Jahrhundert einer der wichtigsten Häfen
auf den Handelsstraßen im Indischen Ozean. Von hier
aus wurden Handelswaren nach Mekka gebracht. Es war
aber auch das Tor für die aus Mekka kommenden muslimischen
Pilger. Durch diese Doppelrolle entwickelte sich die
Stadt zu einem blühenden multikulturellen Handelszentrum.
Hiervon zeugen die prachtvollen, aus glänzenden weißen
Korallenblöcken erbauten Paläste und Stadtvillen der
Kaufmannsfamilien. In der Architektur der Altstadt spiegeln
sich die Einflüsse unterschiedlicher Kulturen und Bautraditionen.
Türkei:
Bursa und Cumalikizik: die Wiege des Osmanischen Reichs.
Bursa war die erste Hauptstadt des Osmanischen Reiches
und illustriert die städtische Kultur der Osmanen im
frühen 14. Jahrhundert. Zu den bedeutendsten wirtschaftlichen,
sozialen und religiösen Einrichtungen aus dieser Zeit
gehören das Geschäftsviertel der Khane, Külliyen (religiöse
Stiftungen), Moscheen, Religionsschulen, öffentliche
Bäder und eine Armenküche. In Bursa befindet sich auch
das Grab von Orhan Ghazi, dem Gründer des Osmanischen
Reiches. An Bursa angeschlossen ist das Dorf Cumalikizik,
das die Versorgung der Hauptstadt unterstützte. Cumalikizik
ist eines der wenigen Beispiele der ländlichen Architektur
aus der osmanischen Zeit. Das Dorf pflegt auch heute
noch die traditionelle Lebensweise.
Das
antike Pergamon und seine Kulturlandschaft an
der Ägäisküste im Nordwesten der Türkei wurde
ebenfalls als Weltkulturerbe anerkannt. Die Akropolis
von Pergamon war die Hauptstadt der hellenistischen
Dynastie der Attaliden und ein wichtiges Bildungszentrum
in der antiken Welt. Die archäologische Stätte umfasst
mehrere Tempel, Säulenhallen, Altäre, das Gymnasion
und die Bibliothek. Auch Reste der weitläufigen Stadtmauer
sind erhalten. Auf dem Berg Aspordenon im Nordwesten
der Akropolis befindet sich das Heiligtum der Meter
(Kybele). Die Akropolis ist umgeben von einer vielschichtigen
Kulturlandschaft, in der zahlreiche Spuren der hellenistischen,
römischen, ost-römischen und osmanischen Kulturen zu
finden sind.
Vereinigte
Staaten von Amerika: Die monumentalen Erdwerke
von Poverty Point verdanken ihren Namen einer gleichnamigen
Plantage aus dem 19. Jahrhundert, in deren Nähe die
Erdwerke entdeckt wurden. Der archäologische Fundort
liegt im Bundesstaat Louisiana am unteren Flusstal des
Mississippi. Der Komplex besteht aus fünf Hügeln und
sechs Erdwällen in Form von konzentrischen Halbellipsen,
die durch flache Vertiefungen von einem zentralen Platz
getrennt sind. Erschaffen wurden die Erdwerke zwischen
3.700 und 3.100 v. Chr. von einer indigenen Gemeinschaft
von Jägern, Sammlern und Fischern. Forscher gehen davon
aus, dass die Erdwerke für zeremonielle Zwecke genutzt
wurden.
Kultur-
und Naturerbe
Vietnam:
Trang An ist eine malerische Naturlandschaft im
Delta des Roten Flusses. Die Karstlandschaft verzaubert
mit spektakulären Sandsteinfelsen, fast senkrechten
Klippen und zahllosen Höhlen und Wassergrotten. In einigen
Felshöhlen finden sich archäologische Spuren menschlicher
Aktivitäten, die Rückschlüsse auf das Leben von Jägern
und Sammlern vor 30.000 Jahren erlauben. Das Welterbekomitee
hat Trang An daher als Natur- und Kulturerbe anerkannt.
Eingeschlossen in den geschützten Landschaftskomplex
sind die alte Hauptstadt Vietnams Hoa Lu mit ihren Tempeln
und Pagoden aus dem 10. und 11. Jahrhundert sowie die
umliegenden traditionellen Dörfer und die für die Kulturlandschaft
charakteristischen Reisfelder.
Zu
den "mixed sites" gehört auch eine Stätte aus Mexiko:
2002 hatte die UNESCO die Maya-Stadt Calakmul und
die tropischen Regenwälder in Campeche in die Welterbeliste
aufgenommen. Auf seiner diesjährigen Tagung hat das
Welterbekomitee beschlossen, das als Welterbe geschützte
Gebiet zu erweitern. Die einstige Maya-Hauptstadt Calakmul
liegt inmitten des Regenwaldes und damit im Bereich
des mesoamerikanischen Biodiversitäts-Hotspots. Dieser
Hotspot ist der drittgrößte der Welt und umfasst alle
subtropischen und tropischen Ökosysteme von Zentralmexiko
bis zum Panamakanal.
Auf
der UNESCO-Liste des Welterbes stehen jetzt insgesamt
1.007 Stätten aus 161 Ländern: 779 Kulturerbestätten
und 197 Naturerbestätten, 31 Stätten zählen sowohl zum
Kultur- als auch zum Naturerbe. Deutschland ist mit
39 Stätten auf der Welterbeliste vertreten.
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