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Rettungsaktion der UNESCO für die Kulturlandschaft von Bamiyan

Expertengruppe stellte eine erfolgreiche Bilanz vor

Von Kurt Schlünkes

Bamiyan war ehemals eine Stätte der Begegnung von asiatischer und abendländischer Kultur. In der Gandhara-Kunst verschmolzen hellenistische und orientalische Elemente. Aus dieser Zeit stammten die beiden riesigen Buddha-Statuen, die über das Tal von Bamiyan wachten. Heute sind von den Statuen nur noch wenige Überreste erhalten. Leere Felsnischen erinnern an die gewaltsame Zerstörung durch die Taliban im März 2001. Zwei Jahre später, im Juli 2003, hat die UNESCO das Bamiyan-Tal in Afghanistan zum Weltkulturerbe erklärt und gleichzeitig in die "Rote Liste" des gefährdeten Welterbes eingetragen. Die Rettungsaktion der UNESCO zur Bewahrung der Kulturlandschaft und der archäologischen Stätten von Bamiyan war zu diesem Zeitpunkt schon angelaufen. Im Dezember 2004 zog die UNESCO eine erste Bilanz: Die dringendsten Erhaltungsmaßnahmen konnten erfolgreich abgeschlossen werden.

2002 hatte die UNESCO das auf zwei Jahre angelegte Projekt zur Rettung der Kulturlandschaft von Bamiyan gestartet. Bereits kurz nach dem Ende des Taliban-Regimes entsandte sie eine Expertenmission nach Afghanistan. Sie berichtete, dass nur etwa ein Fünftel der Freskenmalereien den 22 Jahre währenden Krieg überdauert hat. Von den aus dem Fels gesprengten Buddha-Statuen blieben als Mahnmal der Zerstörung die leeren Nischen, und auch diese drohten einzustürzen.

Nach zweijährigen Restaurierungsarbeiten sind die größten Gefahren gebannt. Die Nischen der Buddhas, die Überreste der Statuen und wertvolle Fresken wurden gesichert. Die für die Konservierung der afghanischen Kulturstätten zuständige Expertengruppe der UNESCO konnte auf ihrem dritten Treffen vom 18. bis 20. Dezember 2004 in Tokio den Vertretern der Regierungen von Afghanistan und Japan eine erfolgreiche Bilanz vorlegen. Japan als größter Geldgeber hat die Rettungsaktion für das Bamiyan-Tal mit 1,8 Millionen US-Dollar finanziert.

Mit finanzieller und technischer Hilfe aus Deutschland war es ICOMOS möglich, Fragmente der beiden Buddha-Statuen zu bergen und mit modernen Untersuchungsmethoden ihr Alter zu bestimmen. Der Kleine Buddha wird auf das Jahr 507 n. Chr. datiert, der Große Buddha auf das Jahr 551. Es waren Monumente der altindischen Gandhara-Kultur. Ihre Nischen tragen Freskenmalereien auf Lehmputz in indisch-iranischem Stil.

In der immer noch reichen Kulturlandschaft des Bamiyan-Tals befinden sich zahlreiche mit Fresken verzierte Kult- und Wohnhöhlen, buddhistische Klosteranlagen und Heiligtümer sowie Festungsbauten aus islamischer Zeit. Ein Großteil der von Mönchen bemalten Höhlen in den Tälern von Bamiyan, Foladi und Kakrak ist wieder zugänglich. Fragmente der Fresken, die aus den Wänden herausgebrochen waren, wurden gesammelt und dokumentiert. Eine Untersuchung der Fresken ergab, dass sie aus dem 5. bis 9. Jahrhundert stammen.

Die japanische PASCO Company erstellte topographische und Reliefkarten der Kulturlandschaft. Experten des japanischen Kulturforschungsinstituts haben im Bamiyan-Tal und in seiner Umgebung archäologische Untersuchungen durchgeführt. So konnten die archäologisch bedeutenden Gebiete identifiziert und als Schutzzonen gekennzeichnet werden.

UNESCO-Experten schulten afghanische Fachleute in der Anwendung moderner Konservierungsmethoden und halfen den Mitarbeitern des afghanischen Kulturministeriums bei der Ausarbeitung eines Master-Plans für die weiteren Restaurierungsarbeiten.

Auch nach dem Abschluss des Projektes wird die UNESCO ihre Hilfsmaßnahmen für Bamiyan fortsetzen. Schwerpunkte in den kommenden Jahren sind die Ausbildung afghanischer Konservatoren und die Wiederbelebung des Tourismus.

veröffentlicht 2005
   

 

Der Artikel ist erschienen in: unesco heute online, Newsletter der Deutschen UNESCO-Kommission, Ausgabe Januar 2005

   
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