Syriens
Kulturerbestätten akut bedroht
Sieben
Neueinträge auf der Liste des gefährdeten Welterbes
Von
Kurt Schlünkes
Das UNESCO-Welterbekomitee hat auf seiner 37. Tagung
im Juni 2013 in Phnom Penh sechs Kulturerbestätten in
Syrien sowie die Naturerbestätte East Rennell auf den
Salomoninseln als "besonders bedroht" erklärt. Eine
Stätte konnte von der Liste des gefährdeten Welterbes
wieder gestrichen werden: Bam und seine Kulturlandschaft
im Iran.
Syriens
Kulturschätze sind durch den seit über zwei Jahren andauernden
Bürgerkrieg akut bedroht. Das Welterbekomitee hat daher
entschieden, alle sechs Weltkulturdenkmäler des Landes
auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Betroffen
sind die Altstädte von Damaskus, Bosra und Aleppo, die
Ruinen von Palmyra, die Burg Krak des Chevaliers und
die antiken Dörfer in Nordsyrien. Vor allem die nordsyrische
Stadt Aleppo hat durch den Bürgerkrieg schwere Zerstörungen
erlitten. Im April wurde bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen
und Aufständischen die Umayyaden-Moschee massiv beschädigt.
Auch große Teile des weltberühmten Basars von Aleppo
wurden im vergangenen Jahr durch einen verheerenden
Brand verwüstet. Die UNESCO hatte wiederholt auf die
Gefährdung der Welterbestätten in Syrien hingewiesen
und an die Konfliktparteien appelliert, den Respekt
vor dem Kulturerbe zu wahren.
Ebenfalls
bedroht ist das Korallenatoll East Rennell auf den Salomonen,
wo die massive Abholzung von Waldflächen zu schweren
Schäden des Ökosystems geführt hat. Das Welterbekomitee
forderte die Regierung des Inselstaates auf, einen Bericht
zur Folgenabschätzung der Waldabholzung vorzulegen.
Dichte Wälder bedecken den größten Teil der Landfläche
des 37.000 Hektar großen Schutzgebietes. Neben den Küsten-
und Meeresabschnitten seien die artenreichen Wälder
ein essenzieller Bestandteil des Atolls und ein Naturlabor
für wissenschaftliche Studien. East Renell, das größte
Korallenatoll der Welt, gehört seit 1998 zum UNESCO-Welterbe.
Zitadelle
von Bam gerettet
Bam
und seine Kulturlandschaft gilt nicht mehr als gefährdet.
Seit 2004 zählt Bam zum Weltkulturerbe, wurde jedoch
im gleichen Jahr in die Liste des bedrohten Welterbes
eingeschrieben. Kurz zuvor, im Dezember 2003, hatte
ein Erdbeben der Stärke 6,5 die Stadt heimgesucht, dem
über 26.000 Menschen zum Opfer fielen. Auch die berühmte
Zitadelle von Bam aus dem 7. bis 11. Jahrhundert, die
zu den wichtigsten Zeugnissen der iranischen Kulturgeschichte
zählt, wurde schwer beschädigt. Fast zehn Jahre dauerten
die umfangreichen Restaurierungsarbeiten, um das Kulturerbe
zu retten. Das Welterbekomitee kam zu der Überzeugung,
dass die Zitadelle von Bam ausreichend stabilisiert
sei und ein verbessertes Management die Erhaltung der
Kulturstätte sicherstelle.
Auf
der Liste des gefährdeten Welterbes stehen jetzt insgesamt
44 Stätten, darunter auch die Kulturlandschaft des Bamiyan-Tals
in Afghanistan, die Altstadt von Jerusalem, die tropischen
Regenwälder von Sumatra und der Nationalpark Everglades.
Nach Artikel 11 der Welterbekonvention werden in die
Liste Stätten aufgenommen, die infolge von Krieg oder
Naturkatastrophen, durch Verfall, touristische Übernutzung
oder Bauprojekte ernsthaft bedroht sind. Mit der Eintragung
in die sogenannte "Rote Liste" will das Welterbekomitee
die Aufmerksamkeit der politisch Verantwortlichen und
das öffentliche Interesse am Schutz der gefährdeten
Kultur- und Naturerbestätten wecken. Die Liste des gefährdeten
Welterbes wird jährlich auf der Tagung des Welterbekomitees
überprüft.
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