Schutz
des Waldnaturerbes
Was
leistet die UNESCO-Welterbekonvention?
Von
Kurt Schlünkes
Die
Wälder der Erde sind von elementarer Bedeutung für die
globalen Stoffkreisläufe, das Klima und den Schutz der
biologischen Vielfalt. Daran soll das Internationale
Jahr der Wälder 2011 erinnern. Die UNESCO unterstützt
die Aktivitäten der Vereinten Nationen zur Erhaltung
und nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder. Das Welterbeprogramm
der UNESCO leistet dazu einen maßgeblichen Beitrag.
Die
Welterbekonvention der UNESCO ist das wichtigste internationale
Instrument zur Erhaltung des Naturerbes. Unter dem Schutz
der Konvention stehen weltweit 180 Naturlandschaften,
davon sind rund 100 Waldgebiete.
Zum
Weltnaturerbe der UNESCO zählen die Mangrovenwälder
der Sundarbans in Bangladesch und Indien. Sie sind die
Heimat der größten verbleibenden Population der vom
Aussterben bedrohten bengalischen Tiger. Eines der artenreichsten
Naturgebiete der Erde ist der Nationalpark Manú in Peru.
Zehn Prozent der weltweit vorkommenden Vogelarten sind
hier beheimatet. Die vom Aussterben bedrohten Berggorillas
leben fast ausschließlich in den als Weltnaturerbe geschützten
Urwäldern der Nationalparks Virunga und Kahuzi-Biega
in der Demokratischen Republik Kongo und im Nationalpark
Bwindi im Südwesten Ugandas.
Mit
der Auszeichnung als UNESCO-Welterbe ist die Verpflichtung
der jeweiligen Staaten verbunden, diese Naturlandschaften
durch umfangreiche Schutzmaßnahmen zu erhalten. 2010
hat die UNESCO drei weitere Waldregionen in die Welterbeliste
aufgenommen: die Vulkanlandschaft auf der tropischen
Insel La Réunion, das Putorana-Plateau im Mittelsibirischen
Bergland und das Zentrale Hochland von Sri Lanka.
Durch
die Welterbekonvention sind auch weite Teile der Wälder
in den borealen Zonen, etwa in der Region des Baikalsees
in Russland, im Nationalpark Wood Buffalo in Kanada
und im Nationalpark Bialowieza in Belarus/Polen geschützt.
Die Gesamtfläche der Wälder, die weltweit unter dem
Schutz der UNESCO-Konvention stehen, beträgt über 760.000
Quadratkilometer – das entspricht etwa der 1,5-fachen
Fläche Frankreichs.
Ökosystem
Wald
Wälder
sind der Lebensraum für Millionen von Pflanzen-, Tier-
und Insektenarten. Rund 80 Prozent aller auf dem Festland
lebenden Arten sind von gesunden Waldökosystemen abhängig.
Besonders artenreich sind die tropischen Wälder. Obwohl
sie nur etwa 10 Prozent der gesamten Landfläche der
Erde ausmachen, leben hier mehr als 60 Prozent aller
terrestrischen Arten.
Aber
nicht nur für die Erhaltung der biologischen Vielfalt,
sondern auch für den Klimaschutz sind Wälder von entscheidender
Bedeutung. Sie erfüllen eine Vielzahl von ökologischen
Funktionen und natürlichen Schutzmechanismen. Wälder
speichern Treibhausgase und verhindern ihre Freisetzung
in die Atmosphäre. Ein einziger Baum bindet jährlich
rund 5.000 Kilogramm Kohlendioxid zu organischen Substanzen
und gibt bis zu 4.500 Kilogramm Sauerstoff ab, was dem
Jahresbedarf von elf Menschen entspricht. Die Blätter
eines Baumes filtern pro Jahr etwa eine Tonne Staub
und Verunreinigungen aus der Luft.
Wälder
sind Wasserspeicher und sichern unsere Trinkwasserversorgung.
Sie schützen vor Bodenerosion und Wüstenbildung. Sie
sind eine unverzichtbare Ressource. 1,6 Milliarden Menschen
sind für ihren Lebensunterhalt unmittelbar auf Wälder
angewiesen. Sie liefern ihnen Brennholz, Baumaterial,
Nahrung, Früchte, Nüsse und Heilpflanzen. Viele indigene
Kulturen verbinden mit den Wäldern spirituelle Werte.
Ihre traditionellen waldkulturellen Wirtschaftsformen
und ihr Wissen über die Nutzbarkeit von Waldprodukten
gehören ebenso zum Erbe der Menschheit. Zum Beispiel
die "Heiligen Wälder" der Mijikenda an der Küste Kenias
sind in der Welterbeliste verzeichnet.
Deutschland
hat für die Welterbeliste der UNESCO fünf ausgewählte
Buchenwaldgebiete nominiert. Als wertvollste Relikte
großflächiger naturnaher Buchenwälder wurden für die
Welterbeliste vorgeschlagen: der Grumsiner Forst im
UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg,
der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen, der Nationalpark
Jasmund und der Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern
und der Nationalpark Hainich in Thüringen. Über die
Anerkennung der deutschen Buchenwälder als Weltnaturerbe
entscheidet das UNESCO-Welterbekomitee im Juni 2011.
Internationales
Jahr der Wälder
Die
Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2011 zum
"Internationalen Jahr der Wälder" erklärt. Sie fordert
die Mitgliedstaaten dazu auf, dass "gezielte bewusstseinsbildende
Maßnahmen durchgeführt werden sollen, um die nachhaltige
Bewirtschaftung, die Erhaltung und die nachhaltige Entwicklung
aller Arten von Wäldern zum Nutzen heutiger und künftiger
Generationen zu stärken."
Federführend
für das UN-Jahr ist das Waldforum der Vereinten Nationen
(UNFF) in Zusammenarbeit mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
(FAO). Die FAO schätzt, dass jährlich rund 13 Millionen
Hektar Wald vernichtet werden. Die Abholzung der tropischen
Regenwälder ist verantwortlich für den Verlust der biologischen
Vielfalt. Jeden Tag sterben nicht weniger als 100 Arten
aus. Nach Angaben der Weltbank geht ein Fünftel der
globalen Treibhausgasemissionen auf das Konto der Entwaldung.
Der
Schutz des Waldnaturerbes ist das effektivste Mittel,
um dem globalen Klimawandel und dem Verlust der Artenvielfalt
zu begegnen.
|