Schutz
der Biodiversität im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
UNESCO-Biosphärenreservate
auf der Bundesgartenschau
Von
Kurt Schlünkes
Biodiversität ist die Voraussetzung für ein intaktes
Ökosystem. Das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
schützt die biologische Vielfalt natürlicher Lebensräume.
Umweltschonende Wirtschaftsweisen tragen dazu bei, den
Artenreichtum in den Kulturlandschaften zu erhalten.
Hierüber informiert die Ausstellung des Biosphärenreservats
vom 21. September bis 4. Oktober 2009 auf der Bundesgartenschau
in Schwerin.
Das
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin fasziniert durch
seinen Wechsel von dichten Waldlandschaften, weiten
offenen Flächen, tiefen Senken und markanten Höhenzügen.
Das Landschaftsbild spiegelt das Geschehen der letzten
Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren wider. Mit dem Abschmelzen
der Gletscher entstanden im Gebiet des Biosphärenreservates
über 230 Seen, die insgesamt eine Gewässerfläche von
über 9.000 Hektar einnehmen und dem Gebiet seinen typischen
Charakter geben.
Die
Schorfheide ist eines der größten geschlossenen Waldgebiete
Deutschlands. Auf 64.580 Hektar stehen Waldgesellschaften
in den verschiedensten Formen, von Kiefernmonokulturen
bis zum natürlichen Erlenbruchwald. Mehr als 2.000 Eichen,
deren Alter 400-600 Jahre beträgt, zeugen in der Schorfheide
von der früheren Nutzungsform als Hutewald. Im Mittelalter
nutzten die Bauern die Wälder der Schorfheide zur Viehhaltung
und trieben ihre Schafe in den Eichenwald, um sie mit
den nahrhaften Früchten der Bäume zu mästen.
Im
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin befinden sich
die größten noch zusammenhängenden Tiefland-Buchenwälder
Europas. Der Grumsiner Forst ist seit der Gründung des
Biosphärenreservates als Schutzzone ausgewiesen, in
der sich die Natur ungestört entwickeln kann. Wilde
Buchenwälder sind weltweit eine Rarität und zählen zu
den artenreichsten Ökosystemen. Tausende von Käferarten
leben in dem Totholz der alten Bäume. In den natürlichen
Höhlen des Buchenwaldes finden Eulen, Fledermäuse und
Salamander Unterschlupf.
Die
vielen Feuchtgebiete in den Waldbereichen des Biosphärenreservates
sind ein idealer Lebensraum für Schwarzstorch und Kranich.
In den naturnahen Wäldern brüten See-, Fisch- und Schreiadler.
Durch den Gewässerreichtum sind auch zahlreiche Fischarten
im Schutzgebiet vorhanden, von denen einige zu den bedrohten
Arten in Deutschland zählen. Biber und Fischotter sind
über das gesamte Schutzgebiet verbreitet.
Etwa
10 Prozent des Schutzgebiets nehmen die circa 2.000
Moore und Sölle ein, deren Filterfunktion und Rückhaltefähigkeit
den Wasserhaushalt regulieren. Die Moore sind Lebensraum
seltener Pflanzenarten wie Sonnentau und Wollgras. Die
Renaturierung der Moore ist eine wichtige Aufgabe für
das Naturschutzmanagement.
Konzepte
für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft
Die
Landschaft des Biosphärenreservates ist aber auch das
Ergebnis jahrhundertelanger Nutzung und Bewirtschaftung
durch den Menschen. Die schonende Nutzung der Kulturlandschaft
ist überlebenswichtig für die Pflanzen und Tiere, die
dem Menschen in diese Landschaft gefolgt sind. Die Kulturlandschaft
ist die Nahrungsquelle auch für die Weißstörche, die
in fast jedem Dorf des Biosphärenreservates brüten.
Biosphärenreservate erfüllen die Aufgabe, Modelle für
eine umweltgerechte Nutzung der natürlichen Ressourcen
zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen. Neue Formen
der Umweltbeobachtung ermöglichen dabei eine bessere
Einschätzung von Umweltveränderungen und Wechselbeziehungen
zwischen Mensch und Natur. Die Biosphärenreservate zeigen
Lösungen auf, wie eine wirtschaftliche Entwicklung gefördert
werden kann, die auch kulturell, sozial und ökologisch
nachhaltig ist.
Eine
der Funktionen des Biosphärenreservates ist es auch,
durch nachhaltige Landwirtschaft die Erhaltung bedrohter
Nutzpflanzen wie alter Getreide-, Kartoffel-, Gemüse-
und Obstsorten zu gewährleisten. Der Anteil des ökologischen
Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Biosphärenreservat
Schorfheide-Chorin hat sich seit 1993 von 5 Prozent
auf über 25 Prozent gesteigert.
Ökologische
Land- und Forstwirtschaft werden gezielt gefördert,
Strukturen für die Vermarktung umweltschonend hergestellter
Produkte werden aufgebaut. Ergebnis eines Forschungsprojektes
zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe ist die
Regionalmarke "Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin",
die sich inzwischen zu einem Prüfzeichen weiterentwickelt
hat. Damit werden die Herkunft und Qualität gesunder
und nachhaltig produzierter Erzeugnisse für den Verbraucher
gekennzeichnet. Unter dem Slogan "Von der Landschaft
leben" wird der Verbraucher darauf hingewiesen, dass
er durch Änderung seines Konsumverhaltens selbst etwas
zum Schutz der Kulturlandschaft beitragen kann.
Das
Biosphärenreservat verbindet die Ziele des Natur- und
Artenschutzes mit neuen Konzepten für naturverträgliche
Wirtschaftsformen. Es entsteht Schritt für Schritt eine
beispielhafte ökologische Wirtschaftsregion, die Modelle
für eine nachhaltige Entwicklung aufzeigt.
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