Home

Artikelwerkstatt

© CC BY-SA 4.0 Franziska Nebel
 
 
Artikelliste
 

Schutz der Biodiversität im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

UNESCO-Biosphärenreservate auf der Bundesgartenschau

Von Kurt Schlünkes

Biodiversität ist die Voraussetzung für ein intaktes Ökosystem. Das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin schützt die biologische Vielfalt natürlicher Lebensräume. Umweltschonende Wirtschaftsweisen tragen dazu bei, den Artenreichtum in den Kulturlandschaften zu erhalten. Hierüber informiert die Ausstellung des Biosphärenreservats vom 21. September bis 4. Oktober 2009 auf der Bundesgartenschau in Schwerin.

Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin fasziniert durch seinen Wechsel von dichten Waldlandschaften, weiten offenen Flächen, tiefen Senken und markanten Höhenzügen. Das Landschaftsbild spiegelt das Geschehen der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren wider. Mit dem Abschmelzen der Gletscher entstanden im Gebiet des Biosphärenreservates über 230 Seen, die insgesamt eine Gewässerfläche von über 9.000 Hektar einnehmen und dem Gebiet seinen typischen Charakter geben.

Die Schorfheide ist eines der größten geschlossenen Waldgebiete Deutschlands. Auf 64.580 Hektar stehen Waldgesellschaften in den verschiedensten Formen, von Kiefernmonokulturen bis zum natürlichen Erlenbruchwald. Mehr als 2.000 Eichen, deren Alter 400-600 Jahre beträgt, zeugen in der Schorfheide von der früheren Nutzungsform als Hutewald. Im Mittelalter nutzten die Bauern die Wälder der Schorfheide zur Viehhaltung und trieben ihre Schafe in den Eichenwald, um sie mit den nahrhaften Früchten der Bäume zu mästen.

Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin befinden sich die größten noch zusammenhängenden Tiefland-Buchenwälder Europas. Der Grumsiner Forst ist seit der Gründung des Biosphärenreservates als Schutzzone ausgewiesen, in der sich die Natur ungestört entwickeln kann. Wilde Buchenwälder sind weltweit eine Rarität und zählen zu den artenreichsten Ökosystemen. Tausende von Käferarten leben in dem Totholz der alten Bäume. In den natürlichen Höhlen des Buchenwaldes finden Eulen, Fledermäuse und Salamander Unterschlupf.

Die vielen Feuchtgebiete in den Waldbereichen des Biosphärenreservates sind ein idealer Lebensraum für Schwarzstorch und Kranich. In den naturnahen Wäldern brüten See-, Fisch- und Schreiadler. Durch den Gewässerreichtum sind auch zahlreiche Fischarten im Schutzgebiet vorhanden, von denen einige zu den bedrohten Arten in Deutschland zählen. Biber und Fischotter sind über das gesamte Schutzgebiet verbreitet.

Etwa 10 Prozent des Schutzgebiets nehmen die circa 2.000 Moore und Sölle ein, deren Filterfunktion und Rückhaltefähigkeit den Wasserhaushalt regulieren. Die Moore sind Lebensraum seltener Pflanzenarten wie Sonnentau und Wollgras. Die Renaturierung der Moore ist eine wichtige Aufgabe für das Naturschutzmanagement.

Konzepte für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Kulturlandschaft

Die Landschaft des Biosphärenreservates ist aber auch das Ergebnis jahrhundertelanger Nutzung und Bewirtschaftung durch den Menschen. Die schonende Nutzung der Kulturlandschaft ist überlebenswichtig für die Pflanzen und Tiere, die dem Menschen in diese Landschaft gefolgt sind. Die Kulturlandschaft ist die Nahrungsquelle auch für die Weißstörche, die in fast jedem Dorf des Biosphärenreservates brüten.

Biosphärenreservate erfüllen die Aufgabe, Modelle für eine umweltgerechte Nutzung der natürlichen Ressourcen zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen. Neue Formen der Umweltbeobachtung ermöglichen dabei eine bessere Einschätzung von Umweltveränderungen und Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur. Die Biosphärenreservate zeigen Lösungen auf, wie eine wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden kann, die auch kulturell, sozial und ökologisch nachhaltig ist.

Eine der Funktionen des Biosphärenreservates ist es auch, durch nachhaltige Landwirtschaft die Erhaltung bedrohter Nutzpflanzen wie alter Getreide-, Kartoffel-, Gemüse- und Obstsorten zu gewährleisten. Der Anteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin hat sich seit 1993 von 5 Prozent auf über 25 Prozent gesteigert.

Ökologische Land- und Forstwirtschaft werden gezielt gefördert, Strukturen für die Vermarktung umweltschonend hergestellter Produkte werden aufgebaut. Ergebnis eines Forschungsprojektes zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe ist die Regionalmarke "Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin", die sich inzwischen zu einem Prüfzeichen weiterentwickelt hat. Damit werden die Herkunft und Qualität gesunder und nachhaltig produzierter Erzeugnisse für den Verbraucher gekennzeichnet. Unter dem Slogan "Von der Landschaft leben" wird der Verbraucher darauf hingewiesen, dass er durch Änderung seines Konsumverhaltens selbst etwas zum Schutz der Kulturlandschaft beitragen kann.

Das Biosphärenreservat verbindet die Ziele des Natur- und Artenschutzes mit neuen Konzepten für naturverträgliche Wirtschaftsformen. Es entsteht Schritt für Schritt eine beispielhafte ökologische Wirtschaftsregion, die Modelle für eine nachhaltige Entwicklung aufzeigt.

 
veröffentlicht 2009

Der Artikel ist im September 2009 auf dem Webportal
unesco.de erschienen.

   
 Der Artikel ist erschienen in unesco heute online, Newsletter der Deutschen UNESCO-Kommission, September 2009.    
SITEMAP
Über uns Leistungen Referenzen Kontakt  
Profil Text & Redaktion Kunden Impressum  
Idee Web & Content-Pflege Referenzprojekte    
Partner PR-Beratung Artikelwerkstatt    
  Lektorat      
         
         
    kskom.de